Golf-Verband

Niedersachsen-Bremen e.V.

Auf ein Wort mit ... Torben Wissuwa

Seit rund neun Jahren ist Dr. Torben Wissuwa – der Mann mit dem Hut – als Referee im Einsatz. Im Interview berichtet der Steuerjurist vom GC Oberneuland e.V. unter anderen, warum ihn eine Belehrung einst zum Regelfachmann machte.

 

Warum bist Du Referee geworden?

Ich bin „weggefunden“ worden. Weil meinem Kollegen Bernd Meier auffiel, dass ich die Regeln etwas besser kenne als andere, hat er mich gefragt, ob ich Lust hätte, mich beim Landesverband als Referee ausbilden zu lassen. Und wie es bei Juristen so ist: Uns wird nachgesagt, wir mögen keine Menschen, streiten uns gerne und haben immer recht – das passt also wunderbar zu Regeln (lacht).

 

Und Dein Faible für Regeln kommt woher?

Ich habe mal ein Lochspiel über 9 Loch verloren, weil ich die Regeln nicht genau kannte – und das hat mich genervt.

 

Worum ging es dabei?

Nach sieben Löchern war ich zwei auf und habe von der 8 abgeschlagen den Ball einen Meter an den Stock geschlagen. Als mich der Mitspieler meines Gegners fragte, welchen Schläger ich denn benutzt habe, antwortete ich: „Ein 8er-Eisen, wie immer.“ Daraufhin hat mir mein Mitspieler die Hand in den Nacken gehauen, mein Gegner steckte seinen Schläger ein und ging weiter. Ich hatte keine Ahnung, was in dem Moment passiert war. Heute weiß ich: Ich habe damals eine „Belehrung, heute Beratung“ erteilt, also konkrete Informationen weitergegeben, was der nächste Schlag für die anderen bedeuten könnte – und dafür fällt die Grundstrafe an, das ist im Lochspiel gleichbedeutend mit Lochverlust. Auf der 9 lag ich eins auf, habe ich mich entsprechend geärgert, das Loch verloren – und dann auch das Stechen. Eine Konsequenz dieser Erfahrung war, dass ich mich anschließend intensiver mit den Regeln beschäftigt habe.

 

Was motiviert Dich, Deine Freizeit so zu verbringen?

Es macht mir Spaß, und ich habe den Eindruck, dass es mir guttut. Es entspannt mich, es ist eine schöne Zeit, die man verbringt. Wenn man schönes Golf gucken möchte, sich ein bisschen mit Regeln beschäftigt und gerne Turniere organisiert, ist das eine tolle Freizeitbeschäftigung.

 

Bei wie vielen Turnieren bist Du pro Saison im Einsatz?

In dieser Saison stehen dieses Jahr acht Turniere für den GVNB an, sechs für den DGV, einmal auf der Ladies European und einmal bei der Legends Tour im Einsatz und einmal auf der Pro Golf-Tour – und nach der Saison beginnt wieder die Ausbildungsphase.

 

Gibt es Regelfragen, die bei Turnieren immer wieder aufkommen?

Der Klassiker ist die Erleichterungsfrage nach Regel 16 – der sogenannte „Free Drop“. Weitere Klassiker auf Clubebene sind sicher Fragen nach provisorischen Bällen oder die Tatsache, dass man auch aus „Boden in Ausbesserung“ spielen darf.

 

Neulich hatten wir gleich in der ersten Spielgruppe eine spannende andere Frage, das Bewegen eines Steins in einer Penalty Area, wenn der Spieler mit seinem Ball dicht an einem Stein liegt und diesen wegbewegen möchte, um den Ball spielen zu können. Ja, der Stein ist ein loser hinderlicher Naturstoff, er darf also wegbewegt werden. Einen weiteren Stein umzulegen, um besser stehen zu können, ist hingegen nicht erlaubt, weil das unter „Bauen des Standes“ fällt.

 

Gibt es noch Fragen, die selbst Dich ins Grübeln bringen?

Klar, immer wieder. Und das ist ja das Schöne, es wäre doch langweilig, wenn das nicht so wäre. Aber wir sind bei Turnieren ja immer zu dritt, sodass wir uns über Funk schnell austauschen können, wenn wir mal nicht weiterwissen.

 

Was war die kurioseste Regelfrage, die Dir je gestellt wurde?

Da fällt mir eine Geschichte mit Andrew Oldcorn, dessen Caddie ich mal gewesen war. Auf meinen ersten Einsatz auf der European Legends Tour rief mich ausgerechnet als Referee. Dabei ging es um die spannende Frage, wann die Suchzeit eigentlich abgelaufen ist.

 

Nach drei Minuten?

Ja, aber Andrew hatte auf einem Par 3 seinen Ball gespielt und nicht gesehen, wo er gelandet war. Auf dem Grün angekommen, war sein Ball nicht zu sehen und er suchte dann in einem möglichen kürzeren Landebereich voller Sanddorn-Büsche. Er suchte zwei Minuten und ein paar Zerquetschte und trat dann den Rückweg Richtung Abschlag an – damit hatte er seine Suchzeit unterbrochen. Genau in diesem Moment fand Thomas Gögele den Ball, der auf einem tiefergelegten Sprinklerdeckel gelandet war. Die Frage war nun: Wann ist die Suchzeit abgelaufen? Denn als Andrew oben bei seinem Ball ankam, waren die drei Minuten vorbei. Aber da er die Suchzeit zuvor unterbrochen hatte, um einen neuen Ball ins Spiel zu bringen, war das kein Regelverstoß.

 

Gewusst, dass Torben Wissuwa und seine Referee-Kollegen gerne für Regelabende in Clubs zur Verfügung stehen? Bei Interesse bitte den GVNB oder Torben direkt ansprechen.

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